7. März 2016

Sex in den 50ern im Fernsehen: Masters of Sex (Staffel 1)

Sex! Im Fernsehen! Und nicht zu knapp!
Aber wer denkt, dies könne dazu beitragen, die Serie Masters of Sex vor gähnender Langeweile retten, sieht sich böse getäuscht. Irgendwie kommt die Serie nie aus den Puschen. Alles bleibt seltsam starr und leblos. Am Thema, die Forschungen von Masters und Johnson in den 50ern und 60ern zur menschlichen Sexualität, kann es nicht liegen, denn das ist der eine gute Einfall, den die Serie hat.
Schon der Kontrast zwischen Forschungsgegenstand und einem Jahrzehnt, in dem offenbar manche Paare noch glaubten, Kuscheln in Löffelchenposition sei der Weg, Kinder zu bekommen, bietet genug Stoff, nicht nur für wohlfeile Situationskomik, sondern auch für Schlaglichter auf Repression, Religiosität (selbstverständlich kein Zufall, dass die beiden Begriffe direkt nacheinander kommen), Doppelmoral oder schlichte menschliche Überforderung. Und es kann natürlich vermitteln, wie wichtig Aufklärung im doppelten Wortsinn ist. Die Serie versucht das alles auch, das kann man ihr nicht absprechen, aber der Funke springt nie über, es bleibt bei einem recht hölzernen Versuch. Stattdessen ist alles von einem ganz fürchterlichen Ernst geprägt. Michael Sheen als Dr. Masters (übrigens überhaupt keine Ähnlichkeit zum Original) gelingt es als Miesepeter vom Dienst, wirklich jeder Szene den Garaus zu machen, dicht gefolgt von der – ein allzu offensichtlicher Drehbuchkontrast – immer  lebenstüchtigen und rundum sympathischen Mrs. Johnson, die gemeinsam mit einer weiteren Figur natürlich außerdem die Aufgabe hat, uns allen die Notwendigkeit der Emanzipation nahe zu bringen. Das ist gut, das ist wichtig, und es könnte wirklich spannend sein, aber dann ist es doch nur eindimensional, langweilig und arg didaktisch. Gefühle zwischen den beiden Hauptfiguren werden natürlich behauptet, die beiden haben ja später geheiratet, übertragen sich aber nicht. Dem Zuschauer bleibt leider trotzdem nicht erspart, zusehen zu müssen, wie sie „zu Forschungszwecken“ in gefühlt jeder Folge inmitten eines Kabelsalats miteinander Laborsex haben. Die diversen Nebenfiguren, darunter immerhin Beau Bridges als kryptohomosexueller Vorgesetzter von Masters und Allison Janney als dessen Frau, bzw. ihre Plotlinien bewegen sich auf meist ähnlichem Niveau.

Was Homosexualität betrifft, geht die Serie dabei der anstößigen Wahrheit etwas aus dem Weg. Masters war wie viele seiner Zeit der Ansicht, dass Homosexualität behandlungsbedürftig und auch behandlungsfähig ist. Dies wird bestenfalls angedeutet, die Serie konfrontiert dieses Thema aber nicht, vielleicht, weil man eine Hauptfigur nicht dezidiert mit einer heute so überkommenen Sichtweise ausstatten wollte. Kann aber sein, dass das noch kommt, denn die Serie geht inzwischen in die 4. Staffel.


Das Bild von Sex, das uns die Serie vermitteln möchte, ist jedenfalls nicht besonders aufregend. Sex ist natürlich und er macht Spass. Ja, sicher … und? Ist es auch nicht ein wenig zu sehr Blümchenland? Kann Sex nicht auch etwas Verstörendes, etwas Destruktives oder Perverses haben? Und muss sich einfach alles um Sex drehen, wie es die Serie nahelegt? Gibt es nichts Anderes im Leben, selbst bei Forschern zur menschlichen Sexualität? Kann Sex gegenüber anderen Dingen des Lebens nicht auch einfach mal uninteressant und langweilig sein? Bei Masters of Sex eindeutig ja. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen