Sex! Im Fernsehen! Und nicht zu knapp!
Aber wer denkt, dies könne dazu beitragen, die Serie Masters of Sex vor gähnender Langeweile
retten, sieht sich böse getäuscht. Irgendwie kommt die Serie nie aus den
Puschen. Alles bleibt seltsam starr und leblos. Am Thema, die Forschungen von
Masters und Johnson in den 50ern und 60ern zur menschlichen Sexualität, kann es
nicht liegen, denn das ist der eine gute Einfall, den die Serie hat.
Schon der Kontrast
zwischen Forschungsgegenstand und einem Jahrzehnt, in dem offenbar manche Paare
noch glaubten, Kuscheln in Löffelchenposition sei der Weg, Kinder zu bekommen,
bietet genug Stoff, nicht nur für wohlfeile Situationskomik, sondern auch für
Schlaglichter auf Repression, Religiosität (selbstverständlich kein Zufall, dass die beiden
Begriffe direkt nacheinander kommen), Doppelmoral oder schlichte menschliche
Überforderung. Und es kann natürlich vermitteln, wie wichtig Aufklärung im
doppelten Wortsinn ist. Die Serie versucht das alles auch, das kann man ihr
nicht absprechen, aber der Funke springt nie über, es bleibt bei einem recht hölzernen
Versuch. Stattdessen ist alles von einem ganz fürchterlichen Ernst geprägt.
Michael Sheen als Dr. Masters (übrigens überhaupt keine Ähnlichkeit zum
Original) gelingt es als Miesepeter vom Dienst, wirklich jeder Szene den Garaus
zu machen, dicht gefolgt von der – ein allzu offensichtlicher Drehbuchkontrast
– immer lebenstüchtigen und rundum
sympathischen Mrs. Johnson, die gemeinsam mit einer weiteren Figur natürlich außerdem
die Aufgabe hat, uns allen die Notwendigkeit der Emanzipation nahe zu bringen. Das
ist gut, das ist wichtig, und es könnte wirklich spannend sein, aber dann ist
es doch nur eindimensional, langweilig und arg didaktisch. Gefühle zwischen den
beiden Hauptfiguren werden natürlich behauptet, die beiden haben ja später
geheiratet, übertragen sich aber nicht. Dem Zuschauer bleibt leider trotzdem
nicht erspart, zusehen zu müssen, wie sie „zu Forschungszwecken“ in gefühlt
jeder Folge inmitten eines Kabelsalats miteinander Laborsex haben. Die diversen
Nebenfiguren, darunter immerhin Beau Bridges als kryptohomosexueller Vorgesetzter
von Masters und Allison Janney als dessen Frau, bzw. ihre Plotlinien bewegen
sich auf meist ähnlichem Niveau.
Was Homosexualität betrifft, geht die Serie dabei der anstößigen
Wahrheit etwas aus dem Weg. Masters war wie viele seiner Zeit der Ansicht, dass
Homosexualität behandlungsbedürftig und auch behandlungsfähig ist. Dies wird
bestenfalls angedeutet, die Serie konfrontiert dieses Thema aber nicht, vielleicht,
weil man eine Hauptfigur nicht dezidiert mit einer heute so überkommenen
Sichtweise ausstatten wollte. Kann aber sein, dass das noch kommt, denn die
Serie geht inzwischen in die 4. Staffel.
Das Bild von Sex, das uns die Serie vermitteln möchte, ist
jedenfalls nicht besonders aufregend. Sex ist natürlich und er macht Spass. Ja,
sicher … und? Ist es auch nicht ein wenig zu sehr Blümchenland? Kann Sex nicht
auch etwas Verstörendes, etwas Destruktives oder Perverses haben? Und muss sich
einfach alles um Sex drehen, wie es die Serie nahelegt? Gibt es nichts Anderes
im Leben, selbst bei Forschern zur menschlichen Sexualität? Kann Sex gegenüber
anderen Dingen des Lebens nicht auch einfach mal uninteressant und langweilig
sein? Bei Masters of Sex eindeutig
ja.
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