Warum kämpfen wir gegen den Islamischen Staat (IS)? Es ist
leicht zu verstehen, warum der IS gegen uns kämpft. Er tut das deshalb, weil
ihn die USA und andere Länder seit August 2014 bombardieren, erst im Irak, seit
September 2014 in Syrien und inzwischen auch in Afghanistan und Libyen. Der IS
hat allen Grund, gegen uns Krieg zu führen, denn wir führen systematisch Krieg
gegen ihn. Es ist nicht nur natürlich, sich zu wehren, es ist zudem auch die
einzig vernünftige Strategie, denn solange wir keinen eigenen Blutzoll zahlen
müssen, werden wir unser Handeln auch nicht ändern. Also versucht der IS auf
dem Wege einer Abnutzungsstrategie die Kosten für uns möglichst hochzutreiben,
damit wir ihn irgendwann in Ruhe lassen. Das Wesen einer Abnutzungsstrategie
ist, dass sie auf Dauer angelegt ist, so schnell wird der IS also nicht damit
aufhören, Anschläge gegen westliche Ziele zu begehen.
Aber warum bekämpfen wir den IS? Die Angriffe auf den IS haben
begonnen, als dieser im Zuge seines Blitzkrieges im Sommer 2014 Gräueltaten
gegen die jesidische Minderheit im Irak verübte. Es stand tatsächlich zu
befürchten, dass der IS alle Männer dieser Volksgruppe töten und alle Frauen versklaven
würde. Wer konnte, floh damals ins Gebirge, der IS rückte aber weiter vor und hatte, nachdem sich die irakische Armee als Luftnummer erwiesen hatte, niemanden, der sich ihm noch in den Weg stellen konnte. An diesem Punkt haben die USA schließlich eingegriffen, und seitdem ist
eben Krieg.
Gräueltaten verüben auch andere, z.B. das Assad-Regime und
die Russen. Bei dem Giftgasangriff auf Ghouta vor genau 3 Jahren sind allein 1.500
Menschen umgekommen. Russland hat durch seine Bombardements im Dienste Assads inzwischen
viel mehr Menschen getötet als der IS. Der syrische Bürgerkrieg insgesamt hat
bald 500.000 Todesopfer gefordert. All das stört uns nicht besonders, hier tun
wir nichts.
Aus realpolitischer Sicht gibt es eigentlich keinen Grund,
den IS zu bekämpfen. Man kann diesen Konflikt nur historisch erklären. Wir
bomben den IS, der IS begeht Anschläge, wir bomben erst recht usw. Jetzt, wo
wir in diesem Krieg sind, kommen wir auch nicht mehr raus.
Unsere Interessen gebieten vielmehr, dass wir mit der Bekämpfung
des IS aufhören. Soll er doch sein totalitäres Kalifat aufbauen und Schiiten zu Tausenden massakrieren,
was interessiert das die Menschen in Berlin, Paris oder New York.
Bleiben natürlich humanitäre Gründe. Die verlangen
allerdings, dass man etwas gegen völlig enthemmte Massenmörder tut. Sie verlangen dann
allerdings auch, dass man Fassbomben, Giftgas und Luftangriffe auf
Krankenhäuser nicht länger akzeptiert. So gesehen ist die ganze Fragestellung
eigentlich schief. Die wahre Frage ist nicht: „Warum bekämpfen wir den
IS?“, sondern, „Warum tun wir rein gar nichts gegen die viel schlimmeren
Massenmörder Syrien und Russland?“.