21. August 2016

Warum bekämpfen wir den IS?

Warum kämpfen wir gegen den Islamischen Staat (IS)? Es ist leicht zu verstehen, warum der IS gegen uns kämpft. Er tut das deshalb, weil ihn die USA und andere Länder seit August 2014 bombardieren, erst im Irak, seit September 2014 in Syrien und inzwischen auch in Afghanistan und Libyen. Der IS hat allen Grund, gegen uns Krieg zu führen, denn wir führen systematisch Krieg gegen ihn. Es ist nicht nur natürlich, sich zu wehren, es ist zudem auch die einzig vernünftige Strategie, denn solange wir keinen eigenen Blutzoll zahlen müssen, werden wir unser Handeln auch nicht ändern. Also versucht der IS auf dem Wege einer Abnutzungsstrategie die Kosten für uns möglichst hochzutreiben, damit wir ihn irgendwann in Ruhe lassen. Das Wesen einer Abnutzungsstrategie ist, dass sie auf Dauer angelegt ist, so schnell wird der IS also nicht damit aufhören, Anschläge gegen westliche Ziele zu begehen.

Aber warum bekämpfen wir den IS? Die Angriffe auf den IS haben begonnen, als dieser im Zuge seines Blitzkrieges im Sommer 2014 Gräueltaten gegen die jesidische Minderheit im Irak verübte. Es stand tatsächlich zu befürchten, dass der IS alle Männer dieser Volksgruppe töten und alle Frauen versklaven würde. Wer konnte, floh damals ins Gebirge, der IS rückte aber weiter vor und hatte, nachdem sich die irakische Armee als Luftnummer erwiesen hatte, niemanden, der sich ihm noch in den Weg stellen konnte. An diesem Punkt haben die USA schließlich eingegriffen, und seitdem ist eben Krieg.

Gräueltaten verüben auch andere, z.B. das Assad-Regime und die Russen. Bei dem Giftgasangriff auf Ghouta vor genau 3 Jahren sind allein 1.500 Menschen umgekommen. Russland hat durch seine Bombardements im Dienste Assads inzwischen viel mehr Menschen getötet als der IS. Der syrische Bürgerkrieg insgesamt hat bald 500.000 Todesopfer gefordert. All das stört uns nicht besonders, hier tun wir nichts.

Aus realpolitischer Sicht gibt es eigentlich keinen Grund, den IS zu bekämpfen. Man kann diesen Konflikt nur historisch erklären. Wir bomben den IS, der IS begeht Anschläge, wir bomben erst recht usw. Jetzt, wo wir in diesem Krieg sind, kommen wir auch nicht mehr raus.

Unsere Interessen gebieten vielmehr, dass wir mit der Bekämpfung des IS aufhören. Soll er doch sein totalitäres Kalifat aufbauen und Schiiten zu Tausenden massakrieren, was interessiert das die Menschen in Berlin, Paris oder New York.

Bleiben natürlich humanitäre Gründe. Die verlangen allerdings, dass man etwas gegen völlig enthemmte Massenmörder tut. Sie verlangen dann allerdings auch, dass man Fassbomben, Giftgas und Luftangriffe auf Krankenhäuser nicht länger akzeptiert. So gesehen ist die ganze Fragestellung eigentlich schief. Die wahre Frage ist nicht: „Warum bekämpfen wir den IS?“, sondern, „Warum tun wir rein gar nichts gegen die viel schlimmeren Massenmörder Syrien und Russland?“. 

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