12. November 2016

Trump und die Sehnsucht nach Gewalt

Trump hat im Laufe des Wahlkampfe vieles angekündigt, darunter auch die Rückkehr zu einer härteren Terrorbekämpfung. Insbesondere solle die Folter wieder eingeführt werden, und zwar nicht nur Waterboarding, sondern auch schlimmere Methoden. Welche er damit meint, hat er nicht gesagt, wird aber für Vorschläge offen sein.

Von Fragen der Rechtmäßigkeit und der Moral (ein sehr unklarer Begriff) abgesehen, gibt es seit langem erhebliche Zweifel, dass Folter überhaupt ein zweckmäßiges Instrument bei der Bekämpfung des Terrorismus ist. Auf Dauer bekommt man Gefangene auch so zum Reden und der negative Propagandawert führt nur zu mehr Terrorismus und nicht weniger.

Aber darum geht es ja auch nicht. Die Wiedereinführung der Folter (oder der Todesstrafe etc.) wird zwar gerne mit ihrer angeblichen Wirksamkeit begründet, man wird aber den Befürworter solcher Methoden niemals mit dem Hinweis, dass es hierfür keine empirische Grundlage gebe, dazu bringen, dann eben gegen Folter zu sein. Fakten sind irrelevant und werden nur vorgeschoben. Worum es in Wirklichkeit geht, ist einfach der Wunsch, Gewalt auszuüben, frei und losgelöst von allen Zweckmäßigkeitserwägungen.

Man kann das etwa an der emotionalen Inbrunst und der markigen Wortwahl erkennen, mit der Leute wie Trump oder früher Cheney Folter einfordern und verteidigen. Das ist nicht einfach ein sachlicher Vorschlag zur Stärkung der nationalen Sicherheit, über den man mal reden sollte, es ist der Wunsch, Rache zu nehmen, Stärke zu zeigen, andere fertigzumachen. Man kann es genauso an der Reaktion der jubelnden Zuhörer sehen (jubeln, nicht einfach zustimmen), wenn erklärt wird, dass man jetzt es jetzt endlich ernst meine. Das tiefe Glück, das die Menge in solchen Momenten verströmt, zeigt für mich, dass tiefere Schichten ihrer Seele angesprochen werden. Das ist wie mit Goebbels gebrüllter Frage: „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ und der anschließenden Ekstase. Wenn man die Situation von außen betrachtet, ist dagegen sonnenklar, dass die alle nicht mehr ganz dicht sind.

Sehnsucht nach der Ausübung von Gewalt steckt vermutlich in uns allen – mal mehr, mal weniger. Gewalt hat etwas Befreiendes, Rausch-, sogar Orgasmushaftes. Wie alle Orgasmen aber ist das Glück nur von sehr kurzer Dauer, und dann steht man mit den Konsequenzen da, dem Grauen, der Zerstörung, dem Leid, dem Hass, der weiteren Gewalt, die nun auch gegen einen selbst gerichtet ist. Es gibt Politiker, die diese Instinkte bedienen oder sich sogar von ihnen leiten lassen. Das sind genau die Leute, denen man niemals und unter keinen Umständen Macht übertragen sollte. Es ist zu befürchten, dass genau das jetzt geschehen ist, sowohl bei Trump wie wahrscheinlich auch bei bei seiner Mannschaft. Ich glaube, das wird Scheiße.

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