Kretschmann, Dreyer, jetzt auch Hannelore Kraft. Sie alle
sind nicht bereit, im Fernsehen mit einem Kandidaten der AfD zu diskutieren.
Und während nach einer heute publizierten Umfrage 53% der Deutschen dies nicht für
richtig halten, sind es immerhin 34%, die diese Haltung unterstützen. 34%, die
der Meinung sind, man dürfe der AfD keinen öffentlichen Raum geben, ich finde
diese Zahl erschreckend hoch.
Zunächst einmal unterstützt es genau das Thesenkonglomerat,
das seitens Pegida, AfD und weiteren immer wieder vorgebracht wird: wer vom
Mainstream abweiche, werde sofort in die Nazi-Ecke gestellt, die politische
Korrektheit übe eine Meinungsdiktatur aus, die Politiker seien nicht bereit,
sich mit den Ansichten der AfD und ihrer Anhänger auseinanderzusetzen usw. Mir
geht diese beleidigte Opferhaltung gewaltig auf die Nerven, zumindest was Grüne
und vor allem SPD betrifft, muss man aber leider konstatieren, dass da was dran
ist. Konsequenz wird sein, dass noch mehr Leute sich von der Mainstream-Politik
nicht ernst genommen fühlen und die AfD erst recht wählen.
Noch problematischer finde ich aber den Umgang mit
Meinungsvielfalt. In einer demokratischen, pluralistischen Gesellschaft ist es
normal und sogar wünschenswert, dass es ein breites Spektrum an
unterschiedlichen Lebensweisen, Meinungen und politischen Orientierungen gibt.
Und während die AfD aus meiner Sicht vollkommen unwählbar ist, heißt das noch
nicht, dass ich nicht anderen zubillige, dass sie eben völlig anderer Meinung
sind. Ja, die AfD ist immer mehr zu einer unappetitlichen Pegida-Partei
geworden, liegt sie deshalb bereits klar außerhalb des durch die FdGO
beschriebenen Rahmens? Nein, tut sie nicht, genauso wenig wie die Linke, von
der ich auch schon eine ganze Menge Blödsinn gehört habe (ich denke da nur an
die offene Sympathie für Putin und die Annexion der Krim, ein Punkt, an dem AfD
und Linke übrigens konvergieren). In einer freien Gesellschaft wird es Linke
und Rechte geben, wenn man das nicht als vollkommen normal und gesund
anerkennt, sondern immer gleich die Moralkeule rausholt, hat man Probleme mit dem Pluralismus als solchem.
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