Ich bin mal wieder erstaunt, wie seicht angebliche deutsche
Qualitätszeitungen berichten und kommentieren. Ein Beispiel von heute, ein
Kommentar in der Süddeutschen Zeitung zum Streit zwischen Apple und
dem FBI (hier der Link: http://www.sueddeutsche.de/digital/apple-das-iphone-von-san-bernardino-muss-geschlossen-bleiben-1.2876387).
Der Artikel macht zwei Aussagen: 1) Digitale Bürgerrechte werden seit Jahren
missachtet. 2) Daher ist es „vielleicht besser“, dem Staat wird nicht auch noch
die Möglichkeit gegeben, iPhones zu knacken.
Schon dieses „vielleicht“ ist ja ziemlich lahm. Es passt
aber dazu, dass außer einer ziemlich pauschalen Behauptung, die offenbar mehr
oder weniger alles, was in den letzten Jahren zu diesem Thema berichtet wurde,
in einen großen Topf schmeißt, keinerlei Begründung, geschweige denn eine
Abwägung stattfindet. Wo genau der Zusammenhang ist, Fehlanzeige. Mir geht es jetzt nicht primär um die Richtung des
Artikels, Intelligenz und Dummheit finden sich in allen politischen Lagern - na ja, in fast allen. Ich sehe ihn allerdings als typisches Beispiel für eine intellektuelle Bequemlichkeit des
öffentlichen Diskurses in Deutschland, wenn es um Sicherheitsfragen geht. Hauptsache kritisch
gegenüber dem Staat, das scheint im wesentlichen der Konsens zu sein. Sicherheit muss
irgendwie von selbst kommen, entscheidend ist, es werden keine Daten erfasst. Da nahezu alle anderen derselben Meinung sind, reicht es in der Regel, mit
sorgenvoller Miene Platitüden zu äußern, um sofort Bestätigung zu erfahren. Man kann das auch häufig in Unterhaltungen innerhalb des linksliberalen Bürgertums feststellen. Während Allgemeinplätze wie im SZ-Artikel problemlos durchgehen, stößt alles, was sich für Sicherheitsbehörden ausspricht, auf Diktaturverdacht. Das
ist ein sich immer wieder selbst
bestätigendes Gruppendenken. Dass es anders geht, zeigt der Guardian, der zum
selben Thema kommentiert (http://www.theguardian.com/commentisfree/2016/feb/22/the-guardian-view-on-iphone-privacy-and-public-security-neither-is-absolute).
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