Der Streit zwischen Apple und dem FBI hat in den Medien und
Webseiten über die letzten Tage ziemliche Wellen erzeugt. Insbesondere deutsche
Kommentare schlagen sich dabei gerne und entschlossen auf die Seite von Apple.
Je länger ich darüber nachdenke, desto absurder scheint mir diese Position.
Worum es im Kern geht, ist doch die Frage, ob dem Staat
bestimmte Lebensbereiche unter allen Umständen verschlossen bleiben sollen oder
nicht. Wer diese Frage bejaht, muss angeben, welche Bereiche das sind und warum
gerade hier und nicht anderswo ein Zugriff des Staates in Erfüllung seiner
Aufgaben niemals erfolgen darf.
Das muss ja nicht zwingend das Smartphone sein, in Betracht
kommen alle Bereiche des persönlichen Lebens. Warum sollten z.B. nicht
Wohnungen tabu sein? In einer normalen Wohnung mit allem, was da so drin ist,
findet sich in der Regel eine Flut persönlicher Informationen. Möchten wir deshalb ab sofort auf Hausdurchsuchungen verzichten? Oder sollten wir vielleicht Bankdaten
künftig vor dem staatlichen Zugriff schützen? Finanzen erlauben häufig ziemlich
tiefe Einblicke in das Leben einer Person. Desktopcomputer? Fotoalben? Sollten Menschen,
die einen gut kennen, wie enge Freunde oder Verwandte künftig nicht mehr
befragt werden dürfen, weil sie ja im Lauf der Zeit doch eine ganze Menge über
einen erfahren?
Mit anderen Worten, wenn man wie Apple oder der normale linksliberale
deutsche Kommentator die These vertritt, ein Smartphone sei ein besonders
persönlicher Gegenstand und müsse deshalb immer und überall vor dem staatlichen
Zugriff geschützt werden, dann hat man sozusagen zu viel bewiesen. Das Argument
müsste für alle anderen Bereiche, aus denen sich persönliche, sogar intime Informationen
gewinnen lassen, genauso gelten. Ermittlungsbehörden könnten ihre Arbeit einstellen.
In einem Staat, der die Privatsphäre respektiert, werden sie nicht mehr
gebraucht. Wenn man diese Schlussfolgerung jetzt doch für übertrieben hält, aber
immer noch das Smartphone schützen will, müsste man andererseits eine ganz neue
Begründung dafür finden, dass ausgerechnet gerade dieser Bereich geschützt wird,
und zwar eine Begründung, die eben nichts mit dem Schutz der Privatsphäre zu
tun hat, sondern … na ja, weiß ich ja auch nicht.
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