27. März 2016

Das Wort zu Ostern

In meiner Gegend liegt die päpstliche Nuntiatur und daneben eine Kirche, die Sonntags und an Feiertagen von sehr vielen Polen, oft ziemlich aufgetakelt, besucht wird. Wenn ich bei solch einer Gelegenheit vorbeikomme, denke ich mir: „Diese Trottel“.

Letzte Woche kam ich mit einem Kollegen ins Gespräch, der intelligent und kultiviert ist, und es stellt sich heraus, auch er ist regelmäßiger Kirchgänger. Hmm. Was soll man davon halten? Sieht er etwas, das mir verschlossen bleibt? Habe ich geistige Scheuklappen auf? Ist mein Atheismus zu einem blinden Dogma geworden? Alles möglich, doch bleibe ich erstmal auch in seinem Falle bei der Meinung, dass er einem ziemlich bizarren Aberglauben verfallen ist. Allerdings reagiere ich hier bei weitem nicht so harsch wie bei den Polen, sondern seine Religiösität ist mir einfach fremd und im Grunde auch egal.


Was bringt mich also so sehr gegen diese armen polnischen Katholiken auf? Es sind, ich gebe es zu, Projektionen ohne jegliche Wissensbasis. Wenn ich diese Leute sehe, sehe ich einen Glauben, der vor allem in Unterwerfung zu bestehen scheint. Ich sehe Leute, deren Retter, nach allem, was ich weiß, Mitleid und Hilfe für Arme fordert, die aber im Mercedes ankommen und Pelze tragen. Ich sehe Selbstgerechtigkeit von Gläubigen, denen es offensichtlich wichtig ist zu beten und sich zu bekreuzigen, aber der Meinung sind, syrische Bürgerkriegsflüchtlinge hätten in Europa nichts verloren. Ich sehe Menschen, die Christentum ostentativ vor sich hertragen, aber überhaupt keine Christen sind. Projektionen, ich weiß. 

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