Historische Vergleiche sind zumeist irreführend und ganz
besonders dann, wenn sie Bezug auf Nazis nehmen. Gleichwohl schweiften meine
Gedanken in Betrachtung der gestrigen Wahlergebnisse ein wenig in die Spätphase
der Weimarer Republik. Bei den Reichtagswahlen vom September 1930 hatte die
NSDAP ihren großen Durchbruch und erhielt 18,3% der Stimmen. SPD verlor stark,
wenn auch nicht so dramatisch wie gestern in Baden-Würtemberg und
Sachsen-Anhalt, Zentrum, DVP und DNVP hatten ebenfalls Verluste. Nur die KPD
gewann noch leicht hinzu.
Landtagswahlen sind keine Reichstags- bzw. Bundestagswahl, unserer Wirtschaft geht es ganz gut, und
die AfD ist nicht die offen verfassungsfeindliche und gewalttätige NSDAP.
Gemeinsam sind diesen Ergebnissen aber die Bereitschaft, radikal zu wählen, die
Erosion der großen staatstragenden Parteien und die zunehmende Schwierigkeit, noch
funktionierende Koalitionen zu bilden. Wenn wir jetzt noch berücksichtigen,
dass sich diverse Krisen zuspitzen können – Flüchtlinge, EU – und vielleicht noch eine
genuine Wirtschaftskrise hinzukommt (Arbeitslose in Sachsen-Anhalt haben mit 38% für die AfD gestimmt), dann könnten uns einige turbulente Jahre
bevorstehen.
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