3. April 2016

Donald Trump und die NATO

Donald Trump erklärt die NATO für obsolet. Sie sei nicht zur Terrorismusbekämpfung gegründet worden, sondern im Zeichen der Konfrontation der Blöcke. Die USA seien alleine stark genug und bräuchten die anderen Partner nicht, während sich diese auf Kosten der USA schon seit Jahrzehnten schlichtweg weigerten, für die eigene Sicherheit zu sorgen. Wissen Sie, der Mann hat in allem völlig recht.
Allerdings unterschlägt er auch manches. Das Ende der NATO müsste erstens sehr rasch zum Aufbau eines europäischen bzw., seien wir realistisch, nationalen Atomwaffenarsenals führen, denn abgesehen davon, dass die paar dutzend Raketen der Briten und Franzosen leider nicht ausreichend für eine Abschreckungsfähigkeit gegenüber Russland wären, wären wir, genauso wie Polen, Türken oder Balten möglicherweise sehr schlecht beraten, uns treuherzig darauf zu verlassen, dass der französische Präsident bereit wäre, im Ernstfall französische Nuklearwaffen zur Verteidigung von Riga oder Berlin einzusetzen und damit das eigene Territorium einem Vergeltungsschlag zu öffnen. Die Länder, die dann immer noch keinen eigenen Nuklearschirm haben (Balten, Griechenland…), wären zweitens leichtes Opfer Moskaus. Die Existenz der NATO schafft also eine Zone der Stabilität, von der alle profitieren, auch die USA, die wirtschaftlich eng mit Europa verflochten sind. Drittens ergänzen die militärischen Fähigkeiten einzelner NATO-Staaten eben doch teilweise diejenigen der USA und entlasten diese in einem Zeitalter, in dem man auf vielen Schauplätzen präsent sein muss. Zuletzt verschafft die militärische Vorrangstellung der USA im westlichen Bündnis dieser natürlich auch einen besonders starken politischen Einfluss, der flöten ginge, wenn die Europäer anfingen, alles selbst in die Hand zu nehmen.

Mit diesem Wissen verstecken sich die Europäer allerdings in der Tat gerne hinter den breiten amerikanischen Schultern, nicht nur im engeren militärischen Bereich, sondern auch auf dem Gebiet der Intelligence. Es ist schon sehr bequem, die Milliarden in die Mütterrente statt in Ersatzteile für Panzer und Flugzeuge zu stecken. Es ist auch sehr bequem, die Datensammelwut der NSA zu verurteilen, sich aber im Stillen darauf zu verlassen, dass diese ihre Informationen über einen drohenden Terroranschlag schon rechtzeitig weitergibt. Ich persönlich finde diese Eigeninfantilisierung etwas beschämend und kann den amerikanischen Ärger darüber gut verstehen. Gleichwohl, Donald Trump scheint es in der Tat an den einfachsten Kenntnissen und Fähigkeiten zu mangeln, die ein US-Präsident mitbringen sollte. 

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