Man kann eine bestimmte Auffassung vertreten, aber hiervon
abweichende Meinungen begrüßen, weil man es für möglich hält, dass man vielleicht
doch nicht Recht hat und nur lernen kann, wenn man sich mit den Ansichten
anderer auseinandersetzt. Dissens und Pluralismus sind danach nicht schlecht,
sondern im Gegenteil etwas, das zu begrüßen ist. Das ist z.B. der Weg des sog. Kritischen
Rationalismus, einer von Raimund Popper gegründeten Richtung der Philosophie
oder des großen liberalen Philosophen und Ideenhistorikers Isaiah Berlin.
Man
kann eine Auffassung vertreten, denken, dass Leute, die eine andere Meinung
vertreten, falsch liegen, sie aber das Recht haben sollten, ihre irrigen
Ansichten zu vertreten bzw. nach ihnen zu leben, wenn es ihnen Spaß macht. Das
ist ungefähr der Gedanke in dem berühmten Ausspruch von Voltaire. Man kann denken, dass andere definitiv Unrecht
haben, lässt sie aber in Ruhe, solange sie nicht weiter auffallen. Das ist oft der Weg autoritär gesonnener Personen oder Staaten, die von der Geltung
bestimmter Dinge überzeugt sind, aber keinen großen Wert darauf legen, andere
zu bekehren, solange sich diese still verhalten. Man kann abweichende Meinungen
und Lebensstile verfolgen und Leute bestrafen, die falsche Dinge tun oder
glauben, auch wenn sie damit gar nicht nach außen auftreten. Hier kommen wir
bereits in den Bereich totalitärer Staaten wie dem Nationalsozialismus oder dem
Stalinismus. Und man kann Menschen, die anders denken als man selbst, einfach
abschlachten. Das ist der Weg des IS.
Der IS-Ableger in Bangladesch hat vorgestern den
Englisch-Professor Rezaul Karim Siddique umgebracht, als dieser auf dem Weg zur
Bushaltestelle war. Die Täter griffen mit Macheten an und hatten den Hals von
Siddique laut Polizei zu etwa 80% durchtrennt, bevor sie flohen. Prof. Siddique
war politisch nicht besonders in Erscheinung getreten, hat sich scheinbar auch
nie irgendwie gegen Religion geäußert, hat aber verschiedene kulturelle
Programme an der Universität geleitet und initiiert.
Hier sind es 30 Äthiopier, denen, weil Christen, die Köpfe abgeschnitten werden
Quelle: YouTube
Dieses einzelne Beispiel zeigt, wie viele andere zuvor, dass eine irgendwie
friedliche Lösung im Umgang mit dem IS nicht möglich ist. Die Gruppe
vertritt eine totalitäre Ideologie, in der es keinen Raum für Abweichung gibt und die sie mit einer entmenschten Brutalität durchzusetzen versucht. Aus IS-Sicht muss die Welt sozusagen absolut rein sein, alles muss so sein, wie es Gott (laut IS) befiehlt, und
es wird geschlachtet und gebombt, bis dieser Zustand erreicht ist. Anders als selbst bei Al Qaida, deren primäres Ziel es ist, den Westen aus dem muslimischen Raum zu vertreiben, haben wir und unsere Lebensweise im Weltbild des IS keinen möglichen Platz. Gottlosigkeit ist nicht tolerierbar und verdient nur eine Strafe, den Tod. Die IS-Publikationen sind voll mit dieser Botschaft. Diese Dichotomie, die der IS in die Welt hineinträgt, definiert zwangsläufig unsere Gegenwehr. Der IS erklärt sich selbst zum absoluten Feind, er macht selbst deutlich, dass eine Verständigung ausscheidet. Diese Maßlosigkeit wird ihm zum Verhängnis werden. Denn für uns ist die einzig mögliche Konsequenz, dass diese Gruppe vernichtet werden muss, mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen, auch und gerade mit miltärischer Gewalt.

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