Wenn der IS in Brüssel 31 Menschen durch Anschläge tötet, verurteilen wir die Täter als verabscheuungswürdige Mörder und Terroristen. Wenn russische
Kampfflugzeuge, wie schon so oft, ein Krankenhaus in Aleppo bombardieren und
dieselbe Zahl von Menschen umkommt, handelt es sich bei den direkten Tätern um Soldaten
und bei ihrem Chef um einen Staatsmann.
Ist es ok, Menschen – genauso unschuldig,
genauso zufällig ausgewählt – in großer Zahl umzubringen, wenn man es in
Uniform tut bzw. ein Staatsoberhaupt ist? Oder ist es in beiden Fällen ein Verbrechen? Mit anderen Worten: gibt es moralische Kriterien, denen das
Handeln von Staaten genauso unterliegt wie das von Terrororganisationen oder
Privatleuten?
Ob und in welchem Sinne es solche Kriterien wirklich gibt, übersteigt
meine philosophischen Fähigkeiten. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass
man nicht das eine Verhalten verurteilen und das andere verteidigen kann (das hat etwas mit Universalisierung zu tun, aber das führt jetzt zu weit). Wer
Baghdadi für einen Massenmörder hält, müsste dasselbe von Putin sagen. Und wer
Russlands Politik mit einem behaglichen Gruseln als Realpolitik rechtfertigt, sollte nochmal ein gnädiges
Auge auf den Islamischen Staat werfen. Die Ähnlichkeiten sind schließlich größer als der
Mainstreamdiskurs es wahrhaben will. Auch Baghdadi ist kein
sadistischer Psychopath (da wären die Opferzahlen niedriger), sondern nur der rational
kalkulierende Führer einer Großorganisation. In beiden Fällen sind Bomben ein Mittel der Politik. Und beide,
Putin wie Baghdadi, tun das, um die Interessen ihrer Organisation, ihrer Clique
und ihrer Person zu wahren. Zu diesem Zweck schicken sie Soldaten in feindliches Gebiet, mit dem Auftrag, zivile Ziele anzugreifen, weil sie sich davon etwas versprechen. Traurig, traurig, aber so ist nun mal Realpolitik. Wo ist der Unterschied?
Ein Staatsmann...
(Quelle http://eng.kremlin.ru/accreditation/photo)
und noch ein Staatsmann
(Quelle Wikimedia Commons)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen