Nur 18% waren der Meinung, dass Homosexualität legal sein
sollte. 52% wollten, dass Homosexualität verboten wird (ich weiss nicht, welche
Möglichkeit zwischen legal und illegal der Rest befürwortet).
90% möchten, dass die Verunglimpfung des Propheten verboten
wird.
39% glauben, dass Frauen immer ihrem Mann gehorchen sollten.
23% möchten, dass nicht britische Gesetze, sondern die Scharia gelten soll.
23% möchten, dass nicht britische Gesetze, sondern die Scharia gelten soll.
Nur 34% würden eine ihnen nahestehende Person, die in
Terrorismus verwickelt ist, der Polizei melden.
Die letzte Zahl zeigt allerdings auch die Gefahren
einseitiger Interpretation. Denn bei einer Kontrollumfrage der allgemeinen
Bevölkerung war der Wert sogar noch niedriger, dort liegt er bei gerade 30%.
Insgesamt hat die Umfrage allerdings gezeigt, dass Muslime in Fragen der Religion,
der Sexualität und der Geschlechterrollen wesentlich konservativer eingestellt
sind als die Gesamtbevölkerung.
Drei Bemerkungen:
1) Es bringt nichts, solche Ergebnisse zu leugnen oder
kleinzureden. Wenn es Probleme mit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gibt,
muss das natürlich offen diskutiert werden. Und das wurde es auch, denn von der
BBC über die Times, den Guardian bis hin zu wichtigen Bloggern ist die Umfrage
breit und ausführlich besprochen worden. N.B.: Problematische
Bevölkerungsgruppen sind nicht automatisch muslimisch. In bestimmten Teilen
Deutschlands gibt es z.B. eine offenkundige Affinität zum Rechtsradikalismus.
2) Der Autor Kenan Malik, der sich seit vielen Jahren
intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzt, macht auf einen wichtigen Punkt aufmerksam.
Diese Ergebnisse sind nicht Ausfluss eines zeitlosen Islam, sondern eine neue
Entwicklung. Die Vorgängergenerationen britischer Muslime waren sehr viel
säkularer eingestellt. Die Frage ist also: Warum entwickelt sich die
muslimische Bevölkerung in Großbritannien weg von ihren Eltern/Großeltern und
in gegenläufiger Richtung zur restlichen Gesellschaft? Es wäre interessant zu
wissen, ob dies auch in Frankreich oder Deutschland passiert.
3) Aus liberaler und säkularer, kurz der Aufklärung
verpflichteten Perspektive ist klar, dass es bei bestimmten Grundfragen wie
Demokratie, Pluralismus, freie Meinungsäußerung, gleiche Rechte unabhängig von
Geschlecht, sexueller Orientierung usw. keine Kompromisse geben kann. Diese
Werte müssen dezidiert in Schule, Politik und Gesellschaft vertreten und
durchgesetzt werden, aber nicht nur gegenüber Muslimen, sondern bei allen, d.h.
auch antiislamisch eingestellten Rechtspopulisten, die diese Werte ja ihrerseits
angreifen (siehe Ungarn, Polen, Teile von AfD und Pegida). Inhaltlich sind konservative
Muslime und Rechtspopulisten oft viel näher aneinander als zum liberalen
Teil der Gesellschaft, siehe z.B. der Wunsch nach klassischen
Geschlechterrollen oder der abwehrende Umgang mit Homosexualität im
Grundsatzprogramm der AfD. Die Aufklärung kommt derzeit also von zwei Seiten unter
Beschuss, von rückwärtsgewandten Moslems und von ebenfalls rückwärtsgewandten Rechtspopulisten. Und beides
muss entschlossen abgewehrt werden.
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