4. Juni 2016

Zeit für klare Frontziehung: Das Kyffhäuser-Treffen der AfD

Der rechte Flügel der AfD trifft sich dieses Wochenende zu seinem zweiten „Kyffhäuser Treffen“. Etwa 450 Leute werden dabei sein, es wären mehr geworden, wenn die Räumlichkeiten nicht begrenzt wären, die Anmeldung musste bereits im Vorfeld geschlossen werden. Björn Höcke ist der wichtigste Sprecher, die anderen Vertreter des rechten Parteiflügels wie Poggenburg, Tillschneider und – inzwischen auch – Gauland kommen ebenfalls.
Mit dabei auch Jörg Meuthen, Co-Vorsitzender der AfD, über den Hans-Olaf Henkel schon vor einigen Wochen sagte: „Bei den Höckes, Poggenburgs, Gaulands & Co. weiß man, wo sie stehen: auf Rechtsaußen. Meuthen steht dagegen immer dort, wo er gerade die Mehrheit vermutet, also steht er jetzt auch auf Rechtsaußen.“ Meuthen wäre also einer dieser machtgeilen Opportunisten, ohne feste Überzeugungen, die es in allen Parteien gibt. Um Frauke Petry wird es in der Führungsriege der AfD jedenfalls zusehends einsamer, die Parteirechte gibt den Ton an.
Blick von Nordosten zum Kyffhäuser
Der Kyffhäuser mit Denkmal.
Name bzw. Ort des Treffens muss man heute erklären, sind aber programmatisch zu verstehen. Laut der Sage schläft in einer Höhle des Kyffhäuserberges Kaiser Friedrich I., nom de guerre Barbarossa, während sein roter Bart langsam durch einen vor ihm stehenden Tisch wächst. Eines Tages wird er aufwachen, beschließen, dass es Zeit ist und mit seinen Getreuen das Reich retten und zu neuer Größe und Herrlichkeit führen. Die Sage, die sich ursprünglich übrigens auf seinen Enkel, Friedrich II. bezog, ist im 19. Jahrhundert besonders populär geworden und spätestens gegen Ende des Jahrhunderts fester Bestandteil schlimmster Deutschtümelei geworden. 1896 wurde im Stil des wilhelminischen Bombastizismus das Kyffhäuserdenkmal fertig gestellt, mit 81 Metern das drittgrößte Denkmal Deutschlands.
Barbarossa hat die Faxen dicke. Jetzt wird das deutsche Reich zu neue Größe geführt. Das Bild schmückt die Kaiserpfalz in Goslar und stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. 
Den meisten Menschen heute wird die Kyffhäusersage völlig unbekannt sein, was aus meiner Sicht kein Verlust ist. Manche Sachen sind nicht bewahrenswert. Die Rechten in der AfD sehen das allerdings anders. Sie möchten ganz ausdrücklich an die Deutschtümelei und den Nationalismus längst vergangener Zeiten anschließen und nehmen deshalb mit der Wahl des Tagungsortes (man hätte ja eine Mehrzweckhalle in Oberhausen anmieten können, dann wären wenigstens alle dabei gewesen) auch klaren Bezug darauf. Wer diese Partei wählt, kriegt diese Inhalte. Und wer diese Partei wählt, will vermutlich auch diese Inhalte oder ist – siehe Meuthen – zumindest bereit, sie in Kauf zu nehmen. Anders gesagt, wer diese Partei wählt, hat sich von der Werteordnung des Grundgesetzes verabschiedet und träumt von einem ganz anderen Deutschland. Es wird Zeit, die Fronten klar zu definieren. 


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