Der rechte Flügel der AfD trifft sich dieses Wochenende zu
seinem zweiten „Kyffhäuser Treffen“. Etwa 450 Leute werden dabei sein, es wären
mehr geworden, wenn die Räumlichkeiten nicht begrenzt wären, die Anmeldung
musste bereits im Vorfeld geschlossen werden. Björn Höcke ist der wichtigste
Sprecher, die anderen Vertreter des rechten Parteiflügels wie Poggenburg,
Tillschneider und – inzwischen auch – Gauland kommen ebenfalls.
Mit dabei auch Jörg
Meuthen, Co-Vorsitzender der AfD, über den Hans-Olaf Henkel schon vor einigen
Wochen sagte: „Bei den Höckes, Poggenburgs, Gaulands & Co. weiß man, wo sie
stehen: auf Rechtsaußen. Meuthen steht dagegen immer dort, wo er gerade die
Mehrheit vermutet, also steht er jetzt auch auf Rechtsaußen.“ Meuthen wäre also
einer dieser machtgeilen Opportunisten, ohne feste Überzeugungen, die es in
allen Parteien gibt. Um Frauke Petry wird es in der Führungsriege der AfD jedenfalls
zusehends einsamer, die Parteirechte gibt den Ton an.Der Kyffhäuser mit Denkmal. |
Name bzw. Ort des Treffens muss man heute erklären, sind aber programmatisch zu verstehen. Laut
der Sage schläft in einer Höhle des Kyffhäuserberges Kaiser Friedrich I., nom
de guerre Barbarossa, während sein roter Bart langsam durch einen vor ihm
stehenden Tisch wächst. Eines Tages wird er aufwachen, beschließen, dass es
Zeit ist und mit seinen Getreuen das Reich retten und zu neuer Größe und
Herrlichkeit führen. Die Sage, die sich ursprünglich übrigens auf seinen Enkel, Friedrich II. bezog, ist im 19. Jahrhundert besonders populär geworden
und spätestens gegen Ende des Jahrhunderts fester Bestandteil schlimmster
Deutschtümelei geworden. 1896 wurde im Stil des wilhelminischen Bombastizismus das
Kyffhäuserdenkmal fertig gestellt, mit 81 Metern das drittgrößte Denkmal
Deutschlands.
Barbarossa hat die Faxen dicke. Jetzt wird das deutsche Reich zu neue Größe geführt. Das Bild schmückt die Kaiserpfalz in Goslar und stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. |
Den meisten Menschen heute wird die Kyffhäusersage völlig unbekannt
sein, was aus meiner Sicht kein Verlust ist. Manche Sachen sind nicht bewahrenswert. Die Rechten in der AfD sehen das
allerdings anders. Sie möchten ganz ausdrücklich an die Deutschtümelei und den
Nationalismus längst vergangener Zeiten anschließen und nehmen deshalb mit der Wahl
des Tagungsortes (man hätte ja eine Mehrzweckhalle in Oberhausen anmieten können,
dann wären wenigstens alle dabei gewesen) auch klaren Bezug darauf. Wer diese
Partei wählt, kriegt diese Inhalte. Und wer diese Partei wählt, will vermutlich
auch diese Inhalte oder ist – siehe Meuthen – zumindest bereit, sie in Kauf zu
nehmen. Anders gesagt, wer diese Partei wählt, hat sich von der Werteordnung des
Grundgesetzes verabschiedet und träumt von einem ganz anderen Deutschland. Es wird Zeit, die Fronten klar zu definieren.
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