27. Juli 2016

Die Wahrheit ist niemals böse



Russische Dienste hacken sich in die Computer der Demokratischen Partei in den USA. Über Monate ziehen sie Dokumente ab, darunter viele, die beweisen, dass die Parteiführung und –prominenz von vornherein, also lange bevor die Vorwahlen über die Präsidentschaftskandidatur entschieden haben, gegen Sanders und für Clinton waren. Richtig wäre gewesen, sich in einem innerparteilichen Wettstreit, der durch Wahlen entschieden werden soll, neutral zu verhalten. 

Jetzt ist das Ganze punktgenau zum Parteitag der Demokraten bekannt geworden. Hacken im Regierungsauftrag ist inzwischen normal, dass man die gewonnenen Erkenntnisse aber nutzt, um – möglicherweise – politischen Einfluss auf die Wahlen in einem anderen Land zu nehmen ist neu. Dementsprechend richtet sich ein Großteil der Aufregung auf die bösen Russen.

Andererseits, es ist ja alles wahr. Keiner behauptet, dass die Russen irgendetwas gefälscht hätten. Nein, die obere Schicht der Demokraten hat unter Verletzung der Neutralität mit einer Kandidatin gekungelt. Das ist ein wichtiger Vorgang und warum sollte das nicht öffentlich gemacht werden, auch und gerade dann, wenn es vielleicht das Verhalten von Delegierten und Wählern beeinflusst? 

Ich möchte daher die These aufstellen, dass eine Beeinflussung durch Wahrheit prinzipiell nicht verwerflich sein kann. Im Gegenteil, je mehr Wahrheit, desto besser, und zwar nicht nur in demokratisch verfassten Gesellschaften, sondern überall und immerdar. Nur so können Menschen begründete Entscheidungen darüber treffen, was sie für richtig halten und was nicht. Die russischen Nachrichtendienste haben sich um die Aufklärung und die Freiheit verdient gemacht.

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