Russische Dienste hacken sich in die Computer der
Demokratischen Partei in den USA. Über Monate ziehen sie Dokumente ab, darunter
viele, die beweisen, dass die Parteiführung und –prominenz von vornherein, also
lange bevor die Vorwahlen über die Präsidentschaftskandidatur entschieden
haben, gegen Sanders und für Clinton waren. Richtig wäre gewesen, sich in einem
innerparteilichen Wettstreit, der durch Wahlen entschieden werden soll, neutral
zu verhalten.
Jetzt ist das Ganze punktgenau zum Parteitag der Demokraten bekannt
geworden. Hacken im Regierungsauftrag ist inzwischen normal, dass man die
gewonnenen Erkenntnisse aber nutzt, um – möglicherweise – politischen Einfluss
auf die Wahlen in einem anderen Land zu nehmen ist neu. Dementsprechend richtet
sich ein Großteil der Aufregung auf die bösen Russen.
Andererseits, es ist ja alles wahr. Keiner behauptet, dass
die Russen irgendetwas gefälscht hätten. Nein, die obere Schicht der Demokraten
hat unter Verletzung der Neutralität mit einer Kandidatin gekungelt. Das ist
ein wichtiger Vorgang und warum sollte das nicht öffentlich gemacht werden,
auch und gerade dann, wenn es vielleicht das Verhalten von Delegierten und Wählern
beeinflusst?
Ich möchte daher die These aufstellen, dass eine
Beeinflussung durch Wahrheit prinzipiell nicht verwerflich sein kann. Im
Gegenteil, je mehr Wahrheit, desto besser, und zwar nicht nur in demokratisch
verfassten Gesellschaften, sondern überall und immerdar. Nur so können Menschen
begründete Entscheidungen darüber treffen, was sie für richtig halten und was
nicht. Die russischen Nachrichtendienste haben sich um die Aufklärung und die
Freiheit verdient gemacht.
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