Vor einigen Wochen wurde ich gefragt, ob ich einen Artikel
für Le Monde Diplomatique zu den sicherheitspolitischen Auswirkungen des Klimawandels
schreiben wolle. Daraus ist nichts geworden, nachdem sich herausstellte, dass
vor einem Jahr an selber Stelle genauso ein Artikel bereits erschienen war, der
jetzt einfach nochmal abgedruckt wird. Ich habe also nach einer guten Woche Recherche
die Arbeit an dem Artikel wieder abbrechen müssen und mich wieder meinem
Standardthema Terrorismus zugewandt.
Zwei Beobachtungen, die ich in dieser kurzen Zeit machen
konnte, haben mich aber beeindruckt:
1) Ganz egal, wie bescheuert uns die Diskussion in den USA
zu diesem Thema oft erscheinen mag, es gibt eine Institution, die bereits seit mindestens
10-15 Jahren den anthropogenen Klimawandel und dessen sicherheitspolitische
Relevanz als unumstößliche Tatsache akzeptiert, und das sind die
US-Streitkräfte.
Pentagon wie Streitkräfte selbst haben eine Reihe von Strategiepapieren veröffentlicht, in denen genau dies expressis verbis festgehalten wird und die entsprechenden Schlüsse daraus gezogen werden. Die kontroverse politische Diskussion des Klimawandels, insbesondere seitens republikanischer Seite in den USA, findet genau zero Resonanz bei den Militärs und wird mit dem trockenen Hinweis abgefertigt, dass man nicht warten könne, bis man 100% Sicherheit habe, denn dann sei es leider zu spät. Es zeigt sich wieder einmal, dass die nüchternsten Realisten nicht in der Politik zu finden sind, sondern beim Militär. Inzwischen sind laut einer Direktive des Pentagon alle Regionalkommandos verpflichtet, bei sämtlichen Planungen und Entscheidungen die Klimaerwärmung und ihre Folgen mit zu berücksichtigen.
Pentagon wie Streitkräfte selbst haben eine Reihe von Strategiepapieren veröffentlicht, in denen genau dies expressis verbis festgehalten wird und die entsprechenden Schlüsse daraus gezogen werden. Die kontroverse politische Diskussion des Klimawandels, insbesondere seitens republikanischer Seite in den USA, findet genau zero Resonanz bei den Militärs und wird mit dem trockenen Hinweis abgefertigt, dass man nicht warten könne, bis man 100% Sicherheit habe, denn dann sei es leider zu spät. Es zeigt sich wieder einmal, dass die nüchternsten Realisten nicht in der Politik zu finden sind, sondern beim Militär. Inzwischen sind laut einer Direktive des Pentagon alle Regionalkommandos verpflichtet, bei sämtlichen Planungen und Entscheidungen die Klimaerwärmung und ihre Folgen mit zu berücksichtigen.
Nüchterne Realisten, zumindest auf Arbeitsebene |
2) Während die öffentliche Diskussion zu diesem Thema gerne in
Katastrophenszenarien schwelgt (allen voran Harald Welzer), befassen sich die
Militärs mit den praktischen Problemen, die auf sie zukommen werden, wie auf
viele andere Institutionen eben auch. Höhere Temperaturen stellen zum Beispiel
andere Anforderungen an Soldaten und Material. Wie stellt man also sicher, dass
Transport- und Waffensysteme auch zukünftig zuverlässig funktionieren bzw. dass
die Soldaten mit den höheren Temperaturen klarkommen? Die Infrastruktur ist
durch den Klimawandel gefährdet. Wenn etwa der Asphalt zu weich wird, was
bereits vorgekommen ist, können Flugzeuge nicht mehr starten, ganz egal, wie
wichtig das in dem Moment vielleicht wäre. Wenn eine Marinebasis wie die in
Norfolk/Virginia durch einen Supersturm wie Sandy und anschließende Überflutung
getroffen wird, ist nicht nur die US-Marine vorübergehend teilweise außer
Gefecht, es könnten auch Milliardenwerte an Material verloren gehen. Davor muss
man sich schützen. Oder, das US-Militär geht davon aus, dass es in Zukunft vermehrt
zu internationalen Katastropheneinsätzen herangezogen wird. Welche personellen/organisatorischen/materiellen
Fähigkeiten braucht man hierfür? Was in den Überlegungen hingegen nur eine
untergeordnete Rolle spielt, sind die apokalyptischen Konfliktszenarien, die
sonst gerne diskutiert werden. Von einer durch den militärisch-industriellen
Komplex gesteuerten Versicherheitlichung der Klimapolitik zugunsten der
Streitkräfte kann zumindest auf dieser Basis keine Rede sein (so, etwas
überspitzt zusammengefasst, Omnid Nouripour vor einigen Jahren in der Zeitschrift Internationale Politik). Weniger Drama und mehr Alltag, lässt
sich auf Basis der Veröffentlichungen des Pentagon und der US-Streitkräfte die
Diskussion vielmehr zusammenfassen.
Sandy von oben |
Klimawandel passiert und wird die gesamte Gesellschaft noch vor große praktische Herausforderungen stellen. Naturgemäß auch das Militär. Wie könnte es anders sein?
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