2. Juli 2016

Krieg gegen alle: die Maßlosigkeit des Islamischen Staates

Der IS hat in den letzten Tagen und Wochen wirklich von sich reden gemacht. Neueste Beispiele sind der Anschlag in der Türkei, gestern dann die Geiselnahme und Ermordung von 20 Menschen in Bangladesh. Die IS Nachrichtenagentur Amaq hat noch vor der Erstürmung des Restaurants durch Sicherheitskräfte bereits Bilder von dem Blutbad gepostet. Und auch wenn der IS aus irgendwelchen Gründen bisher konsequent darauf verzichtet, sich zu Anschlägen in der Türkei zu bekennen, ist auf Grund des Modus Operandi sowie der Herkunft der Täter eindeutig, dass es sich auch hier um einen Anschlag des IS gehandelt hat.

Die letzten Anschläge unterstreichen, dass der IS seinen Kampf nicht nur aus dem syrisch-irakischen Schauplatz hinaus in die Welt trägt – bis zu den Anschlägen in Paris im letzten November und teils noch darüber hinaus wurde diese Frage unter Experten diskutiert –, sondern dass er inzwischen eine regelrechte, weltweit angelegte Kampagne durchführt. Es ist nicht immer ganz leicht zu sagen, ob und inwieweit solche Anschläge im Einzelnen aus Raqqa oder Mosul gesteuert werden – vermutlich eher nicht –, aber die Schnelligkeit, mit der Amaq das Material dazu liefert, ist nicht nur beeindruckend, sondern zeigt auch ganz klar, dass die Angriffe nicht bloß im allgemeinen Sinne des IS, sondern Ausfluß der Strategie der IS-Führung sind.
Der Angriff auf das Restaurant in Dhaka
Mal wieder wird dabei deutlich, dass der IS sozusagen immer nur eine Lösung kennt, nämlich Gewalt. Im Wesentlichen verfolgt der IS drei sich überschneidende Ziele, nämlich a) die Errichtung, Sicherung bzw. den Ausbau des Kalifats, b) die Bekämpfung des Westens als Kriegsgegner und c) der Kampf gegen Ungläubige allgemein. Das Mittel ist in allen Fällen immer dasselbe, Gewalt, teilweise besonders extreme Gewalt, die dann binnen Stunden wieder in professionell gestalteten Videos verbreitet wird.

Ungläubig sind nach der IS-Ideologie nicht nur die „Kreuzfahrer“, sondern alle, die seine Weltsicht nicht zu 100% teilen. Dazu zählen mithin auch nahezu alle Moslems, selbst alle sunnitischen Moslems und sogar Moslems, die dem Salafismus zuzurechnen sind, wie z.B. die Taliban. In den letzten Tagen haben heftige Kämpfe zwischen IS und Taliban in der Provinz Nangahar stattgefunden. In einem neuen Propagandavideo des IS wird jetzt die Exekution von drei Taliban-Kämpfern gezeigt, zwei von ihnen werden von einem Halbwüchsigen erschossen.

Afghanistan
Mit anderen Worten, der IS stellt sich mehr oder weniger gegen die ganze restliche Welt und versucht, seine Vorstellungen vom Gottesstaat mit extremer Gewalt durchzusetzen. Diese Gewalt wird er ausüben, bis er entweder gewonnen hat oder aber restlos zerstört wurde. Der IS kennt keine Kompromisse oder Zwischenlösungen, für ihn ist alles schwarz oder weiß. Und er kennt kein anderes Mittel als Gewalt, um seine Ziele zu erreichen. Diese atemberaubende Maßlosigkeit wird ihm über kurz oder lang zum Verderben werden, der Prozess hat ja schon längst begonnen. Bis dahin wird aber noch auf der ganzen Welt sehr viel Blut fließen.

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