Der Anschlag in Berlin wirft mal wieder einige Fragen zu der
ziemlich nachlässigen Art auf, wie wir in Deutschland mit Sicherheitsfragen
umgehen. Wieso war vor dem Hintergrund des verheerenden Anschlags in Nizza und
der wiederholten Aufforderung des Islamischen Staates, Fahrzeuge als Waffe einzusetzen
der direkt an einem innerstädtischen Verkehrsknotenpunkt gelegene
Weihnachtsmarkt durch ein paar einfache Barrieren nicht gegen dieses Szenario
abgesichert? Wieso können erkannte terroristische Gefährder, die zudem
kriminell sind und außerdem abgeschoben werden sollen, sich über einen längeren
Zeitraum völlig frei im Bundesgebiet bewegen? Und wieso verzichten wir immer
noch auf den breitflächigen Einsatz von Videokameras?
Die Ermittlungen der Polizei scheinen im Wesentlichen auf Kommissar
Zufall angewiesen zu sein.
Der erste Verdächtige wurde festgenommen, weil ein
Passant ihn verfolgt hatte. Dieser Mann war aber unschuldig. Dann – nach einem
Tag Spurensicherung – wurde eine Duldungsbescheinigung im Fahrzeug gefunden.
Jetzt sucht alles nach Anis Amri, dem besagten Gefährder. Wenn Amri aber nicht
freundlich genug gewesen wäre, seine Papiere zurückzulassen, gäbe es vermutlich
überhaupt keine Spur mehr. Der Täter wäre einfach untergetaucht und könnte sich
unerkannt und frei in Berlin bewegen. Was es nämlich nicht gibt, sind
Videoaufnahmen, anhand derer man nachverfolgen könnte, wer den Laster verlassen
hat, wie er/sie aussieht und wohin sein/ihr Weg dann geführt hat.
Es heißt immer wieder, Videoaufnahmen könnten keine
Anschläge bzw. Straftaten verhindern. Das ist wirklich Quatsch. Man kann nicht den
ersten Anschlag verhindern, das ist richtig, aber alle weiteren. Denn wenn man auf
Grund von Videoaufnahmen einen ideologisch hochmotivierten Massenmörder, der
nichts mehr zu verlieren hat, festnehmen kann, hat man auch weitere Anschläge dieser
Person verhindert. Das sollte nicht schwer zu verstehen sein.
Tut nicht weh, aber hilft bei Tätersuche (Quelle Wikimedia) |
Die Wirksamkeit von Videoaufnahmen ist in Berlin zufälligerweise
nur wenige Tage zuvor demonstriert worden. Ein Berliner bulgarischer Abstammung
hatte in einem Bahnhof einer die Treppe herabgehenden Frau in den Rücken
getreten. Sie stürzte und brach sich den Arm. Monatelang kam die Polizei nicht
voran, dann wurden die Aufnahmen veröffentlicht. Der Täter konnte sofort
identifiziert und wenige Tage später festgenommen werden. Auch hier finde ich
den Gedanken, dass damit weitere ähnliche Straftaten des Betreffenden
verhindert werden konnten nicht von der Hand zu weisen.
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