Zum Anschlag in Istanbul war heute in der New York Times
folgendes Zitat eines Bürgers von Istanbul zu lesen:
I don’t want to say
anything political, but this can’t be accepted as the new norm. Terrorism is
everywhere now, and the government has no control. Something needs to be done.
There is no life left in Istanbul.
Diese Worte bringen unsere Situation genau auf den Punkt.
Erstens, der Terror wird nach und nach Teil unserer Normalität. In der Türkei,
wo die Anschläge inzwischen im Wochentakt stattfinden, ganz besonders, aber
auch in Frankreich, USA und Deutschland. Zweitens, wir finden kein wirksames
Rezept, Terrorismus zu stoppen. Wie auch, Anschläge sind so verdammt einfach
durchzuführen. Man nehme eine Waffe oder ein Fahrzeug und fertig. Natürlich
kann man Weihnachtsmärkte oder größere Sportveranstaltungen besser schützen als
bisher, aber was nutzt das? Die Täter weichen ins Kino, ins Restaurant oder auf
eine belebte Einkaufsstraße aus. Um Terror zu erzeugen, reicht es völlig aus, ein Messer zu ziehen
und den nächstbesten Passanten zu enthaupten. Drittens, der Terror hat das
Potenzial unser Leben nachhaltig zu verändern. Dass wir weiter machen sollen
wie bisher, weil sonst (angeblich) die Terroristen siegten, lässt sich einfach
sagen. Es ist etwas ganz anderes, irgendwohin zu gehen, wenn man glaubt, man
selbst oder Menschen, die einem lieb sind, könnten dort getötet oder
verstümmelt werden. Der Terrorismus hat es deshalb tatsächlich in der Hand,
zumindest in Zentren wie Istanbul oder Berlin, das öffentliche Leben grundlegend
zu verändern, und wir können im Grunde nichts dagegen tun. Und zuletzt, dieser
Zustand ist nicht akzeptabel. Die Leute wollen Sicherheit, und sie verlangen
vom Staat, dass dieser seiner Kernaufgabe nachkommt und endlich Sicherheit herstellt, um ein normales Leben zu führen. Der Satz, dass es keinen absoluten Schutz gebe, klingt mit jedem Anschlag ein
wenig mehr danach, dass der Staat im Grunde auch bereits resigniert. Das aber
ist – natürlich – schlichtweg nicht akzeptabel. Der Druck, Lösungen zu finden, auch
radikale, wird somit immer größer. Ob diese Lösungen dann wirklich geeignet
sind, ist eine ganz andere Frage.Achtung: Lebensgefahr (Quelle Wikimedia Commons) |
Erfolgreiche Terrorbekämpfung muss an ganz vielen Stellen
ansetzen und einen sehr langen Atem beweisen. Und sie muss deutlich
evidenzbasierter werden. Politiker sämtlicher Couleur reagieren viel zu oft gemäß
ihren parteipolitischen Automatismen, statt offen nach wirksamen Lösungen zu
suchen. Blindwütiges Um-sich-Schlagen ist genauso wenig hilfreich wie fixe
Schuldzuweisungen oder prinzipielle Ablehnung neuer Werkzeuge. Wir können aber noch so viel richtig machen, Resignation und
Ratlosigkeit werden trotzdem bleiben. Solange der IS Anschläge begehen
will, kann und wird er es auch tun. Unser Leben wird sich folglich weiter verändern.
Auf diese Entwicklung haben wir wenig Einfluss.
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